• Zur Ruhe kommen

    Entspannung finden und loslassen

    Kreativ den eigenen Weg gehen

    Die innere Stimmenvielfalt sortieren und das wirklich Wichtige herausfiltern

  • Klangmassagen

    Bei einer Klangmassage werden Klangschalen auf den bekleideten Körper aufgesetzt und angeschlagen bzw. angerieben oder direkt über den Körper gehalten, ohne ihn zu berühren. Auf diese Weise überträgt sich der Schall des erzeugten Tons auf den Körper. Dies wird als Vibration im Körper wahrgenommen. (Wikipedia)

  • Klangmeditation

    Liegend oder sitzend entspannen und loslassen - die Klänge von Planetenschalen und anderen Instrumenten geniessen, sich von einer Geschichte oder Gedankenübung abholen und entführen lassen, vom Lärm und der Unruhe des Tages abschalten, einfach durchatmen, bei sich sein.

  • Malen und Schreiben

    Auf großformatigem Papier entstehen Seelenlandschaften oder gegenständliche Arbeiten. Dazu formulieren wir persönliche Kraftsätze.

    Nach einer Meditation als Einstieg fliesst eine Geschichte aus Deiner Feder, die von Dir schon immer erzählt werden wollte – ich schaffe den Rahmen für Deinen kreativen Schöpfungsprozess und gebe Dir dabei Unterstützung.

Kuckuck!

„Kuckuck!“

Ein Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite lenkt durch seinen wie zufällig auf das Tor des Kindergartens gerichteten Fotoapparat die Kinder davor kurz von ihrem Tun ab.

Ein Mädchen links im Sucher unterbricht abrupt seinen zielstrebigen Gang auf den Eingang zu und löst sich unvermittelt von einem Jungen in seiner Begleitung. Dieser geht unbeirrt weiter und registriert gar nicht, dass sich das Mädchen frontal mit einem offenen, fröhlichen Strahlen dem Fotografen zuwendet. Selbstbewusst stellt es sich in Position und möchte mit aufs Bild.

Doch fokussiert hat der Mann eine kleine Dreiergruppe ein paar Schritte rechts hinter ihm. Es selbst wird leider unscharf bleiben auf der Fotografie. Seine Fröhlichkeit verpufft, strahlt nicht auf die drei anderen ab.

Die Drei sind inzwischen zusammengerückt. Der kleinste von ihnen, der Junge, hat sich hinter die beiden Mädchen geschoben. Er erlaubt sich nur einen scheuen Blick zwischen deren Schultern hindurch. Er lässt die linke Hand des größeren Mädchens nicht los, drückt immer fester zu. Die beiden Mädchen halten ihre Köpfe leicht gesenkt und schauen mit nach oben gerichtetem Blick ins Objektiv. Sie sind gemeint, das spüren sie genau. Sie trauen sich nicht, sich abzuwenden und einfach durch das Tor zu verschwinden.

Endlich das Klicken, sie drehen sich um und stürmen los, den kleinen Jungen mit sich ziehend.

„Mama“, höre ich meine Tochter sagen, „in echt?“. Weiterhin betrachtet sie das Foto in Geo, das eine Gruppe Kinder aus Mittelamerika zeigt. „Nein“, sage ich. „Oder vielleicht doch. Ich habe für Dich diese Geschichte gerade erfunden. Doch es ist eine, die mit meiner Schwester und meinem Bruder so gewesen könnte.“

Ich hole tief Luft und versuche, eine weitere Frage meiner Tochter erst mal auszuhalten. Nach einer Weile fahre ich fort. „Schau Dir diese Drei an! Wie oft habe ich mich so ertappt gefühlt, so zur Rede gestellt von meinem Vater. Er hat mir dadurch oft wahnsinnige Angst gemacht, und ich habe mich für irgendetwas schuldig gefühlt, auch wenn ich nichts angestellt hatte. Ich hätte mich dann gerne so wie mein Bruder, wie der kleine Junge auf dem Bild, verkrochen. Keines von uns drei Kindern hat sich jedoch getraut, dem jäh aufgeflackerten Zorn unseres Vaters auszuweichen.“

Ich habe die wenigen Kinder in meiner Klasse bewundert, die sich frech in den Vordergrund schieben konnten, die mit allem ausdrückten: Hier bin ich, Welt! Ich selbst strahle auf meinen Kinderfotos meistens auch, doch fühle ich mich darauf so klein, etwas geduckt.

„Hole mal Dein Fotoalbum, dann zeige ich Dir den Unterschied. Oder halt! Schau einfach in den Spiegel und lass Dich von mir küssen!“

*

Es kann passieren, dass sie mitten im Telefonieren den Hörer aufknallt, weil ich sie kritisiert habe. Sie meldet sich dann wochenlang nicht, fühlt sich gekränkt und ungerecht behandelt. Beim nächsten Wiedersehen ist der Vorfall jedoch kein Thema mehr. Ein Zug, den sie mit unserem Vater gemeinsam hat. Genau wie ihr charmantes Lächeln, mit dem sie vieles erreicht, wo anderen Grenzen gesetzt sind.

Ich kann mich gut erinnern, dass meine Schwester dieses Lächeln früher vor dem Spiegel nicht geübt als vielmehr, so schien es mir, überprüft hat. Sie wusste, dass ich sie dabei beobachtete und dass sie mich damit bis aufs Blut reizen konnte.

*

Pamukkale im November. Strömender Regen lässt Himmel und antiken Friedhof eins werden. Eben erst scheinen die Toten ihren Sakrophagen entstiegen zu sein, ihre Anwesenheit neben und auf den geöffneten Deckeln scheint möglich, liegt doch ein grauer Dunstschleier über dem ganzen Gelände.

Leicht fröstelnd, durchnässt und mit geröteter Nase kehrt meine Schwester ins Hotel zurück. Sie bestellt sich einen Kaffee und rutscht ein wenig tiefer in die Polster. Unbewusst schweifen ihre Blicke abschätzend, taxierend über alle Anwesenden in der Lobby. Ihre Augen funkeln, nehmen ein dunkleres Braun an und um ihre Lippen spielt ein amüsierter, leicht spöttischer Zug. Instinktiv trifft sie ihre Auswahl, ignoriert Blicke, erwidert andere mit einem fast unmerklichen Aufblitzen. 

*

Ich bitte meinen Bruder: „Kannst Du bitte dieses Buch Omi zu ihrem Geburtstag geben? Du weißt, ich werde nicht da sein können, wenn sie feiert.“ Mein Bruder schaut skeptisch, schlägt das Buch auf und beginnt erst einmal, ein paar Zeilen zu lesen. Er blättert unlustig weiter, liest wieder ein paar Zeilen. „Du brauchst ihr doch gar nichts zu schenken. Ich mache das schon seit Ewigkeiten nicht mehr.“

„Ich möchte ihr aber wie immer was schenken. Auch, wenn es dauernd heißt, sie braucht nichts mehr. Sie liest doch so gerne.“

*

Das Überraschungswochenende zu Dritt in einer schönen Gegend mit Wanderung, Kultur und gutem Essen für den runden Geburtstag unseres Bruders ist dennoch gelungen. Er liebt keine Überraschungen und zu mehr als ein paar Sätzen ist er auch nur zu bewegen, wenn er nicht im Kreis seiner eigenen Familie ist.

Schön ist das handgeschnitzte Totem, das sich unser Bruder sorgsam für seine Indianderflöte auf dem Handwerkermarkt ausgesucht hat. Er hat als Kind so schön gesungen, die Erinnerung an das „Summ, Summ, Summ, Bienchen summ herum“ lässt einen dicken Kloß in meinem Hals aufsteigen. Tiefere Gespräche, auch über unsere verstorbenen Eltern, können warten. Vielleicht muss ja auch nicht mehr gesagt werden. Das Jetzt genügt.

Es bleiben schöne neue Erinnerungsselfies.

*