• Zur Ruhe kommen

    Entspannung finden und loslassen

    Kreativ den eigenen Weg gehen

    Die innere Stimmenvielfalt sortieren und das wirklich Wichtige herausfiltern

  • Klangmassagen

    Bei einer Klangmassage werden Klangschalen auf den bekleideten Körper aufgesetzt und angeschlagen bzw. angerieben oder direkt über den Körper gehalten, ohne ihn zu berühren. Auf diese Weise überträgt sich der Schall des erzeugten Tons auf den Körper. Dies wird als Vibration im Körper wahrgenommen. (Wikipedia)

  • Klangmeditation

    Liegend oder sitzend entspannen und loslassen - die Klänge von Planetenschalen und anderen Instrumenten geniessen, sich von einer Geschichte oder Gedankenübung abholen und entführen lassen, vom Lärm und der Unruhe des Tages abschalten, einfach durchatmen, bei sich sein.

  • Malen und Schreiben

    Auf großformatigem Papier entstehen Seelenlandschaften oder gegenständliche Arbeiten. Dazu formulieren wir persönliche Kraftsätze.

    Nach einer Meditation als Einstieg fliesst eine Geschichte aus Deiner Feder, die von Dir schon immer erzählt werden wollte – ich schaffe den Rahmen für Deinen kreativen Schöpfungsprozess und gebe Dir dabei Unterstützung.

Andere Autoren - Die Brücke der Malerinnen

Die Brücke der Malerinnen - ein Märchen von Wolfgang Stolz, August 1995

 

Es war einmal ein Vater und eine Mutter. Sie lebten mit ihren beiden Kindern unter einer Brücke. Es war keine besondere Brücke, eine, wie sie in jedem Ort zu finden wäre. Ob sie dort glücklich waren? Das konnten sie selbst nicht so genau sagen.

Der Vater arbeitete mal hier, mal da, um seine kleine Familie satt zu bekommen. Die Mutter unterrichtete die Kinder so gut sie konnte, sorgte für das dürftige Mahl und hielt die Behausung in Ordnung. Sie liebte es, anderen zuzuhören.


Eines Tages traf sie eine Malerin. Diese hatte sich genau diese Brücke ausgesucht, um neue Bilder zu malen. Die Malerin – sie war schon alt und weise – konnte sehr farbenreich erzählen, was sie sah, roch und hörte und verstand es gut, es in ihren Bildern auszudrücken. Die Mutter, die übrigens Elisabeth hieß, machte sich jede Minute von ihren Pflichten frei, soweit sie es verantworten konnte, um mit der Malerin über die Felder und Wiesen und fliegen.


Sie flogen natürlich nur in Gedanken so dahin, malten mit Worten die schönsten Bilder. Ganz andere Bilder, als Elisabeth unter der Brücke „malen“ würde. Unter dieser kalten, nüchternen Brücke, die anderen Leuten nur zum Überqueren des trüben, muffelig riechenden Flusses diente. Ihr und ihrer Familie aber als Wohnstätte.


Anfangs halfen Elisabeth die Phantasien mit der Malerin über ihr tristes Dasein hinweg. Sie fügte sich zwar ihrem Schicksal, doch trotz ihres braven, treuen Ehemannes und ihrer beiden Kinder lief sie immer öfter, immer intensiver gedanklich von Zuhause fort.


Dies blieb Elisabeths Kindern und auch ihrem Mann nicht verborgen. Besorgt berieten sie gemeinsam, was sie unternehmen könnten, damit sich ihre geliebte Mutter und Ehefrau ihnen nicht entfremdete. Die Kinder erzählten dem Vater von der alten Malerin auf der Brücke, zu der die Mutter so oft ging.


Als Elisabeth in der Stadt Besorgungen machte, schlich sich der Vater auf die Brücke, um mit der Malerin zu reden. An der Stelle, die ihm die Kinder beschrieben hatten, war jedoch keine alte Frau zu finden. Er suchte die Umgebung nach ihr ab, aber die Malerin blieb verschwunden. Verzweifelt wollte er schon aufgeben, da fand er einen mit Leinen bespannten Rahmen. Als er ihn aufhob und umdrehte, sah er ein Bild, wie er es noch nie gesehen hatte. Schöner als alle Bilder, die er in Kirchen oder bei seinen Tagelöhnerarbeiten bei den reichen Gutsbesitzern der Umgebung je bewundert hatte. Tränen standen ihm in den Augen, liefen ihm übers Gesicht, tropften ihm auf die alte, verschlissene Arbeitsjacke. Er nahm keine Passanten mehr wahr, er merkte nicht, wenn er angerempelt wurde, oder einige ihn verwundert angafften.


Jetzt wusste er, was mit seiner Frau los war. Warum hatte er sich so lange mit seinem kargen Schicksal abgefunden? Warum arbeitete er so hart für so wenig Geld? Ließ sich so viel gefallen und kannte seine Kinder eigentlich nur schlafend, wenn er abends selbst mit bleiernen Gliedern auf sein Strohlager sank? Wo waren all die Jahre hingegangen? Elisabeth wurde langsam grau, die Kinder waren schon elf oder zwölf, oder? Er musste überlegen, war heute der 15., 17. oder der erste? Und welches Jahr schrieb man eigentlich?


Als er noch so grübelnd ins trübe Wasser sah, bemerkte er eine zarte Hand auf seiner Schulter. Eine Hand, die er kannte und wie es sie für ihn nur einmal im Leben gab. Es war Elisabeths Hand und das Bild, das er in seinen Händen hielt, war Elisabeths Bild. Schöner und farbenprächtiger, als sie es selbst hätte ausmalen können. Wie hatte die Malerin alle ihre Phantasien, ihre geheimen Träume und Wünsche in einem einzigen Bild festhalten können?

Aber es war nicht nur Elisabeths Bild, es war ihrer beider Bild. Sie waren beide so alt geworden, ohne ihre Wünsche, Träume und Ängste zu berücksichtigen. Und als sich zwei kleine Hände in die ihren schlossen, wussten sie, dass, wenn man nur einige Schritte aus dem Schatten der Brücke, ihrem armseligen Zuhause machte, die Welt in der Sonne sehen konnte – mit allem, was sie zu bieten bereit war.


Im Ort erzählte man sich später die Geschichte vom armen Tagelöhner und seiner kleinen Familie etwas anders. Er soll in den Fluss gegangen sein. Er und seine ganze Familie. Ertrunken aus Verzweiflung. Nur die Malerin wusste es besser. Sie hatte das Bild gemalt. Und es war ihr schönstes Bild.


Kannst Du Dir vorstellen, was darauf zu sehen war?