• Zur Ruhe kommen

    Entspannung finden und loslassen

    Kreativ den eigenen Weg gehen

    Die innere Stimmenvielfalt sortieren und das wirklich Wichtige herausfiltern

  • Klangmassagen

    Bei einer Klangmassage werden Klangschalen auf den bekleideten Körper aufgesetzt und angeschlagen bzw. angerieben oder direkt über den Körper gehalten, ohne ihn zu berühren. Auf diese Weise überträgt sich der Schall des erzeugten Tons auf den Körper. Dies wird als Vibration im Körper wahrgenommen. (Wikipedia)

  • Klangmeditation

    Liegend oder sitzend entspannen und loslassen - die Klänge von Planetenschalen und anderen Instrumenten geniessen, sich von einer Geschichte oder Gedankenübung abholen und entführen lassen, vom Lärm und der Unruhe des Tages abschalten, einfach durchatmen, bei sich sein.

  • Malen und Schreiben

    Auf großformatigem Papier entstehen Seelenlandschaften oder gegenständliche Arbeiten. Dazu formulieren wir persönliche Kraftsätze.

    Nach einer Meditation als Einstieg fliesst eine Geschichte aus Deiner Feder, die von Dir schon immer erzählt werden wollte – ich schaffe den Rahmen für Deinen kreativen Schöpfungsprozess und gebe Dir dabei Unterstützung.

Meine Texte - Zuhause oder Daheim?

Zuhause oder daheim?

Ich sitze an einem langen Tisch mit einigen anderen Kindern. Es ist still, niemand spricht. Ich schreibe einen letzten Brief an meine Eltern und Geschwister, bevor es morgen endlich nach Hause geht. Endlich! In zwei Tagen ist Weihnachten.

Die letzten sechs Wochen habe ich hier in diesen ehemaligen Klostermauern verbracht. Für mich schien es immer schon so etwas wie ein Kinderheim gewesen zu sein, auch wenn es jetzt zur sogenannten Erholung für Kinder aus ganz Deutschland diente. Die großen Schlafsäle und der Speisesaal müssen auch schon vor dem Krieg so ausgesehen haben wie jetzt zwanzig Jahre danach.

Gestern hatte ich mich für fünf Minuten unbändig gefreut. Sie hatten durchgesagt, dass die Kinder aus dem Saarland sich für die Abreise bereit machen sollten. Dann folgte die Korrektur. Es waren die Sauerländer, die eigentlich gemeint waren. Sechs Wochen hatte mich unsägliches Heimweh gequält, und nun konnte ich nur noch weinen. Getröstet wurde ich mit dem Versprechen, dass ich morgen den Zug besteigen dürfe, und abgelenkt mit der Aufforderung, einen weiteren Brief zu schreiben.

Ich gehe in die zweite Klasse, und wir verfassen da auch schon kleine Aufsätze. Also schreibe ich mir wieder alles von der Seele. Das Essen, das mir nicht schmeckt. Das Wetter, das viel zu eisig mit viel zu viel Schnee daher kommt. Ich friere ständig und habe das Gefühl, meine schneenassen Sachen werden nie ganz trocken.

Mit dem Essen habe ich mich noch am besten arrangiert. Gleich in der ersten Woche habe ich mich freiwillig zum Küchendienst gemeldet, was heißt, das Essen im Wagen aus der Küche in den Speisesaal zu holen und auch die Teller der anderen Kinder zu füllen. So weiß ich schon früh, was mich erwartet und kann meine Auswahl meist auf Gemüse beschränken und auch die Portion selbst bestimmen. Damit endet meine Autonomie allerdings auch schon. Ich fühle mich so verlassen und aus der Welt.

(Für Interessierte noch eine kleine Anmerkung: meine Post kam immer mit langen geschwärzten Passagen und viel Zusatztext an. Gesehen habe ich das aber erst daheim.)

Nie hätte ich damals gedacht, dass ich elf Jahre später in dieses „eiskalte, schneereiche“ Bundesland umziehen würde, mein neues Zuhause. Fast hätte ich ein Erlebnis als Omen gedeutet und den Studienplatz in Stuttgart doch nicht angenommen. Während der Fahrt im Linienbus in einer Steige in Stuttgart mussten alle Passagiere den Bus verlassen, damit der Anstieg bewältigt werden konnte. Lang vergessene Erinnerungen an den Horror meiner Kindheit auf der Schwäbischen Alb ließen mich an meiner Wahl ernsthaft zweifeln.

So zurück denkend an meine Anfänge hier als junge, muntere, lernbegierige Studentin gab es neben der Rückkehr von Wochenendbesuchen daheim in die Einsamkeit meines Studentenzimmers noch eine weitere Entwicklung, die mich anfangs belastete: der Verlust meiner Sprache. Ich hatte komplett ins Hochdeutsche gewechselt und verlor damit aber auch den direkten Kontakt zu meinen Emotionen. Selbst heute noch nach über vierzig Jahren kann ich meine Stimmungen am besten in meinem Dialekt ausdrücken und übersetze sie dann simultan für die Anderen.

Warum dieser Ausflug in Szenen meiner Kindheit und Studentenzeit? Das ist nicht allein hervorgerufen durch das Thema des diesjährigen Schreibwettbewerbs. Ich stehe an einer Weggabelung. Die Kinder sind aus dem Haus, meine Berufstätigkeit endet bald. Vielleicht sollte ich auch so wie damals mit leichtem Gepäck, jedoch jeder Menge Neugier und Zuversicht, wieder in eine mir fremde Welt aufbrechen?

Vier Jahrzehnte regelmäßiges Pendeln zwischen Zuhause und Daheim. Inzwischen ist die Trennschärfe verloren gegangen und sie sind wieder zu dem Synonym geworden, das sie sein sollten. Heimat gab es für mich immer schon im Plural.

Manchmal stelle ich mir vor, einer der wenigen Menschen zu sein, die ins Weltall reisen können. Ich würde unseren wunderschönen Planeten über dem Mondhorizont aufgehen sehen und noch mehr lieben. Und tief in meinem Herzen wissen, dass es keine Grenzen geben sollte, kein Hier und Dort, kein Ihr und Uns. Dass das Fremde und die Vielfalt von allen als Chance begriffen werden sollten. Dass es manchmal mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes gibt. Und mit dem Schrumpfen der Erde auf eine unvorstellbare Kleinheit würde ich mir klar machen, dass Heimweh keine geografische Ursache hat, sondern aus Verbundenheit und Verwurzelung entsteht. Diese Sehnsucht der Menschen nach dem Paradies, meine Sehnsucht nach Zuhause/Daheim wird immer in meinem Herzen sein, ein stiller Ort in mir.